– So lautet der Titel des diesjährigen Landesforums. Die DVPB NW e. V. lädt in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung NRW am 22.11.2016 an der Ruhr-Universität Bochum zur Jahrestagung ein.

Deutschland ist ein Zuwanderungsland. Menschen aus vielen Ländern der Erde suchen Zuflucht in Deutschland in der Hoffnung auf Schutz vor politischer, religiöser oder ethnischer Verfolgung, auf der Suche nach einem besseren Leben oder aus Interesse an den Menschen, der Geschichte und der Kultur in diesem Land. Zuwanderung ist in Deutschland kein neues Phänomen. Seit Bestehen der Bundesrepublik hat es umfangreiche Migrationsbewegungen gegeben, z.B. die Aufnahme von Flüchtlingen in der Nachkriegszeit aus den Ostgebieten, die „Gastarbeiterzuwanderung“ ab den 50er Jahren oder der Zuzug von deutschstämmigen Aussiedlerinnen und Aussiedlern aus den ehemaligen Ostblockstaaten nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991. 

Große Zuwanderungsbewegungen sind oft mit politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen verbunden. Aus der historischen Perspektive sind diese zumeist temporär. Aus den Einwanderinnen und Einwanderern und den Einheimischen formiert sich ein neues gesellschaftliches „Wir“. Diese Retrospektive auf Zuwanderung kann Zuversicht erzeugen und politisch entspannend wirken. 

Für Zugewanderte, die Rassismus erfahren, ist das allerdings kein Trost. 

Zuwanderung verändert zunächst das gesellschaftliche Gefüge – manche empfinden das als Bedrohung, andere als Chance für sozialen Wandel, durch den verkrustete gesellschaftliche Strukturen aufgebrochen werden können.

Schule ist ein wichtiger Ort, um mit Jugendlichen diese Entwicklungen zu thematisieren. Dazu sind die Voraussetzungen aktuell besser denn je, da in jüngster Zeit ein gesteigertes politisches Interesse junger Menschen zu verzeichnen ist. Schülerinnen und Schüler fordern in der Folge mehr politische Bildung ein. Angesichts der vielfältigen gesellschaftlichen Umbrüche, sind sie auf der Suche nach gesellschaftlicher Orientierungs- und Reflexionsfähigkeit. Durch politische Bildung erwerben sie die Fähigkeit, ihr Leben und die Gesellschaft mit zu gestalten.

In Nordrhein-Westfalen hat die politische Bildung ein erhebliches Potential. Nichtsdestotrotz ist politische Bildung gefordert, bestehende Konzepte den gesellschaftlichen Veränderungen, Umbrüchen und Kontroversen anzupassen. 

Obwohl Zuwanderung der historische „Normalzustand“ ist, ist die politische Bildung bis vor einigen Jahren immer noch der Illusion einer deutschen „Einheitsgesellschaft“ erlegen. Zu selten wurde gefragt, was es für einen Menschen, der in einem autokratischen Staat politisch sozialisiert wurde, bedeutet, sich in einer freiheitlichen Demokratie zu orientieren. Wie selbstverständlich wurde vielfach in kulturell heterogenen Lerngruppen davon ausgegangen, dass in Deutschland dominierende Begriffskonzepte wie z.B. „Demokratie“, „Sozialstaat“, „Umweltschutz“ von den Lernenden identisch ausgelegt werden. Die komparative Kulturforschung widerlegt diese Annahmen.

Auf dem Landesforum der DVPB NW 2016 soll im Rahmen von Speed-Labs und einer abschließenden Podiumsdiskussion Raum gegeben werden für Diskussion und für das Erproben und Kennenlernen von Konzepten für die politische Bildung mit Flüchtlingen und für politische Bildung über Flucht und Migration. 

Diskutieren werden mit Ihnen Vertreterinnen und Vertreter von Stiftungen, Verbänden, Flüchtlingsinitiativen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Kolleginnen und Kollegen aus der schulischen und außerschulischen politisch-ökonomischen Bildung. 

Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik “Landesforum 2016”.