Das Landesforum 2018 ist vorbei, doch die Erinnerungen sind (hoffentlich) noch sehr deutlich. Wenn nicht, finden Sie hier ein paar inhaltliche Erinnerungen der Tagung: Wirtschaft gesellschaftspolitisch gestalten?! – Sozioökonmische Bildung in der Politischen Bildung”
Thesen der Keynote von Prof. Dr. Reinhold Hedtke
1. These:Ein Separatfach Wirtschaft entpolitisiert, indem es die Wechsel-wirkungen zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ignoriert und eine „Eigenlogik der Wirtschaft“ propagiert. Wirtschaft wird zur demokratiefreien Zone erklärt. Das demotiviert, verhindert Partizipation und politische Gestaltung der Wirtschaft.
2. These:Sozialwissenschaftliche Integration von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ist das bessere und im Grundsatz bewährte Fachkonzept. Aber überfordert eine Integration, die auch Geschichte und Geographie einschließt (wie in Gesellschaftslehre), nicht die Lehrkräfte und die Lernenden? Führt dies zu einem unvertretbaren Verlust an Fachlichkeit? Soll und kann man das vermeiden? Wie?
3. These:Ein sozialwissenschaftliches Schulfach braucht hervorragend ausgebildete Lehrkräfte. Bereitet das derzeitige fachwissenschaftliche und fachdidaktische Studium der Sozialwissenschaften angemessen auf den integrativen Unterricht vor? Was muss sich ändern? Was kann man dafür tun?
4. These:Ein Separatfach Wirtschaft verschafft den Wirtschaftswissenschaften ein Interpretationsmonopol für wirtschaftliche Themen. Es gewährt Wirtschaftsverbänden einen privilegierten Zugang zum Unterricht über Wirtschaft wie den Kirchen zum Unterricht über Religion. Es droht ein bekenntnisgebundener Wirtschaftsunterricht. Soll und kann man das verhindern? Wie erreicht man das?
5. These: Lehrpläne der gesellschafts-wissenschaftlichen Domäne gehen alle etwas an. Sie werden aber von der Exekutive in einem kleinen Zirkel unter Ausschluss der Öffentlichkeit konstruiert. Sollen Lehrplankommissionen öffentlich tagen, sämtliche Unterlagen öffentlich zugänglich sein? Braucht man ein Lehrplan-Lobbyregister? Wie setzt man das durch?
6. These:Sozialwissenschaftliche Integration ist ein anspruchsvolles Fachkonzept. Die institutionelle Unterstützung, die das Land dafür anbietet, ist unzureichend. Was brauchen Lehrkräfte für einen hervorragenden sozialwissen-schaftlichen Unterricht? Was muss das Land bereitstellen, was können die Lehrkräfte selbst organisieren und beitragen?
Ergebnisse der Diskussionsphase zu den Thesen
Die Fotodokumentation der Workshops 1-5 folgen!
Im Workshop 6 wurden folgende Ergebnisse erarbeitet.
Notwendig ist:
– Eine einheitliche Fachbezeichnung in allen Schulformen, z.B. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft (Grundschule, Sek. I) und Sozialwissenschaften (Sek. II), um die Sichtbarkeit und Identifikation des Faches zu stärken.
– Fortbildungen zur Förderung sozialwissenschaftlciher Perspektiven (insbesondere angesichts des hohen fachfremd erteilten Unterrichts). Hier sollte die Kooperation mit den Universitäten und der mit der Landeszentrale für politische Bildung NRW gesucht werden. Zugleich muss der Anteil fachfremd erteilten Unterrichts reduziert werden (an Hauptschulen im Schuljahr 2017/18 über 85%!)
– Unterrichtsmaterial, das es ermöglicht, gesellschaftliche Probleme und Herausforderungen sowie Lebenssituationen sozialwissenschaftlich zu analysieren, einodnen und deuten zu können.
– Die Einstellung fachlich einschlägig qualifizierter Dezernenten in den Bezirksregierungen und Abteiliungsleiter in den Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW)
– Forschungsförderung für die Erfoschung fächerintegrativen Unterrichts, wie im Fall von Sozialwissenschaften.