Horst Seehofer bezeichnete die Migration einst als die “Mutter aller Probleme”. Dieses Zitat steht symbolisch dafür, dass Migration in Politik und auch in der Politischen Bildung meistens nur als zu bearbeitendes Problem behandelt wird. 

Doch für viele Menschen in Deutschland ist Migration kein Problem, sondern ein alltäglicher und selbstverständlicher Teil ihrer Lebensrealität. Diese Tatsache, dass Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in einer von Migration geprägten Gesellschaft leben, beschreibt der Bielefelder Erziehungswissenschaftler Paul Mecheril mit dem Begriff der “Migrationsgesellschaft”. In diesem Landesforum wollen wir Möglichkeiten kennenlernen, ausprobieren und diskutieren, welche Rolle das Thema Migration abseits von der Thematisierung als zu lösendes Problem spielen kann und welchen Beitrag politische Bildung dazu leisten kann: Wenn wir Diversität nicht als defizitär, sondern als evolutionäre und kreative Kraft der Menschen betrachten, dann kann genau diese Diversität auch die Demokratie beleben und sogar als Schlüssel für komplexe Menschheitsprobleme dienen. Demokratie ist die Staatsform, die es nicht nur am besten ermöglicht, die Diversität der Menschen weitestgehend in die Gesellschaft mit einzubeziehen und unterschiedliche Ansichten und Lebensweisen gleichzeitig zu ermöglichen, sondern sie kann auch Rahmenbedingungen schaffen, die die Unterschiedlichkeit gewinnbringend in die Gesellschaftsentwicklung einbeziehen können. Für ein gemeinwohlorientiertes Zusammenwirken von möglichst unterschiedlichen Menschen benötigen wir entsprechende Strukturen und Kompetenzen. Auch hier gilt die Erkenntnis: Die Demokratie der Vielfalt muss gelernt werden und dafür benötigen wir politische Bildung.