Landesforum 2024 – Die demokratische Gesellschaft unter Druck?
Derzeit erleben wir vielfältige Bestrebungen aus dem In- und Ausland, die demokratisch-westlichen Gesellschaften zu destabilisieren. Über soziale Medien wird Hass verbreitet, mit Fake News Verunsicherung erzeugt, das Vertrauen in die Politik, die Demokratie gezielt ausgehöhlt. Das wirkt sich u.a. in zunehmend gereizten gesellschaftlichen Debatten in Politik und Medien aus, aber auch im alltäglichen Miteinander. Infolgedessen nimmt auch die Bereitschaft ab, in einen konstruktiven Dialog einzutreten. Viele Menschen ziehen sich aus Angst vor möglichen Repressionen aus dem öffentlichen Diskurs gar zurück. Damit überlassen wir aber zunehmend denjenigen den öffentlichen Raum, die der demokratischen Gesellschaft und unserem Staat, in dem wir leben, schaden wollen. Auch wenn politische Bildung diese Probleme nicht alleine lösen kann, muss siw Angebote für den politischen Dialog öffnen. Sie muss vor allem die Fähigkeiten zur friedlichen politischen Auseinandersetzung, auch über kontroverse gesellschaftliche Konflikte fördern. Die Schulen stehen mit dieser Aufgabe nicht alleine. Das Landesforum richtet sich an Lehrkräfte, Studierende und Referendar:innen sowie an außerschulische politische Bildner:innen. Im Mittelpunkt des Landesforums 2024 soll die praktische Erprobung und theoretische Reflexion neuerer Lehrlernmethoden und Kommunikationsinstrumente stehen, die politische Bildner:innen im Rahmen ihrer Bildungsarbeit einsetzen können. Zielsetzung der Veranstaltung ist aber nicht nur eine fachliche und didaktisch-methodische Fortbildung der Teilnehmenden, sondern auch eine Förderung der Vernetzung von schulischer und außerschulischer politischer Bildung durch den Dialog im Landesforum. Es geht um einen Schulterschluss der politischen Bildner:innen angesichts herausfordernder politischer Bildungsarbeit
Programm
09:30 Uhr Registrierung, Steh-Kaffee/Imbiss, Verlags-Ausstellung im Foyer
10:00 Uhr Grußworte Prof. Dr. Bettina Zurstrassen (Landesvorsitzende der DVPB NW e.V.) weitere Grußworte angefragt.
10:30 Uhr Vorstellung des Programms
11:00 Uhr Workshop-Phase I
12:30 Uhr Mittagspause
13:30 Uhr Workshop-Phase II
15:30 Uhr Verabschiedung, Ende der Veranstaltung Im Anschluss an das Landesforum findet die Mitgliederversammlung der DVPB NW e. V. vor Ort statt.
Workshops:
Workshop-Phase I (11.00-12:30 Uhr)
- Diskriminierung im Schulalltag begegnen und intervenieren (Dana Meyer, Referentin für politische Bildung, Trainerin, Beraterin & Dozentin)
- In diesem Workshop lernen Lehrkräfte und Multiplikator*innen, wie sie effektiv auf Diskriminierungen unter Schüler*innen oder auch im Kollegium reagieren können. Durch praxisorientierte Strategien werden Wege aufgezeigt, um diskriminierendes Verhalten zu erkennen und zu adressieren. Es können gern eigene Fallbeispiele mitgebracht werden, um sie im Rahmen einer angeleiteten kollegialen Beratung zu besprechen!
- Umgang mit der AfD im sozialwissenschaftlichen Unterricht (Oliver Krebs, Universität Münster)
- Der Workshop dient als Austauschforum hinsichtlich der Thematisierung der AfD im sozialwissenschaftlichen Unterricht bzw. in politischen Bildungsprozessen. Dazu soll nach kurzem Input Raum gegeben werden, über eigene Erfahrungen zu sprechen und Praxis-Ideen zu sammeln. Ziel ist es, als Fachverband politischer Bildner*innen, thematische Perspektiven und Ziele zu sammeln, wie Parteien, deren Zielsetzungen im Widerspruch zur freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen, dabei aber gleichzeitig in demokratischen Verfahren wie Wahlen hohe Zustimmung erfahren, im Unterricht verortet und zum Gegenstand werden können. Dieser Workshop präsentiert keine “Musterlösungen” oder “Muster-Materialien”, sondern dient dem gemeinsamen Austausch. Politische Bildner*innen mit viel und wenig Erfahrungen zu dem Thema sind gleichermaßen eingeladen.
- Diskurse des Politischen auf digitalen Plattformen – Das Beispiel der Tagesschau-Berichterstattung auf Instagram (11:00 – 12:30 Uhr) (Anton Meier, Universität Bielefeld)
- Die politische Mediensozialisation jugendlicher Adressat*innen knüpft häufig an Diskursen innerhalb digitaler Plattformen an. Die Ausgestaltung dieser Diskurse wird durch die jeweiligen Plattformstrukturen maßgeblich beeinflusst. Es stellt sich die Frage, welche Deutungsräume im Hinblick auf Konzepte des Politischen innerhalb dieser Strukturen eröffnet werden bzw. ob ggf. eine Abflachung des Politischen erfolgt. Der Workshop dient, neben einem kurzen Einblick in die gegenwärtige Mediensozialisation Jugendlicher, der Auseinandersetzung mit einem Beispieldiskurs, nämlich der Nachrichtenberichterstattung der Tagesschau auf Instagram zum Anschlag in Hanau am 19.02.2020. Auf Grundlage des Beispiels diskutieren wir fachdidaktische Konsequenzen des digital vermittelten Nachrichtenkonsums jugendlicher Adressat*innen.
Workshop-Phase II
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Antifeminismen und Queerfeindlichkeit als aktuelle Herausforderung für die schulische historisch-politische (Demokratie-)Bildung (Dr. Inga Nüthen, Universität Kassel)
- Autoritäre, menschenfeindliche Einstellungen bekommen immer mehr Raum. Sie bedrohen eine offene, demokratische Gesellschaft und begleiten die Erfolge (extrem) rechter Politiken und Akteur*innen. Antifeminismus sowie Queer/Trans-Feindlichkeit sind Teil dieser (transnationalen) autoritären Tendenzen und fungieren nicht zuletzt als Brückenideologie zur Verankerung rechtsautoritärer und rechtsextremer Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft. Sie finden Ausdruck u.a. in Positionierungen zu geschlechtlicher und sexueller Selbstbestimmung, sexueller Bildung, geschlechterinklusiver Sprache oder geschlechtlicher Gleichstellung, die auch im Schulalltag von Bedeutung sind. Vor diesem Hintergrund diskutiert wir in diesem Workshop die Herausforderung und die Bedeutung der Thematisierung von Geschlechterverhältnissen für die historisch-politische Bildung bzw. Demokratiebildung.
- Grenzen der Kontroversität (Marcus Kindlinger, Universität Duisburg-Essen und Universität Münster)
- Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen“, heißt es bekanntermaßen im zweiten Grundsatz des Beutelsbacher Konsens. Die Formulierung wirft allerdings Fragen auf: Ab wann ist ein Sachverhalt in Wissenschaft und Politik kontrovers? Wie ist im Unterricht mit Sachverhalten umzugehen, die wissenschaftlich und politisch unstrittig sind, aber von Jugendlichen dennoch als kontrovers wahrgenommen werden? Der Workshop gibt zunächst einen kurzen Einblick in die wissenschaftliche Debatte um Kriterien für Kontroversität im Unterricht. Anschließend versuchen wir gemeinsam, anhand praktischer Beispiele, mögliche Grenzen der Kontroversität in der politischen Bildung zu hinterfragen und, wo möglich, greifbar zu machen.
- Politische Bildung made by Erasmus+! – Demokratie in der EU stärken (Dr. Leena Ferogh, blinc eG/BUPNET (Göttingen))
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Demokratie wird durch verschiedene geopolitische Trends und Entwicklungen zunehmend herausgefordert, z.B. durch Krieg, Klimawandel, Migration, zunehmendem Extremismus und Desinformation. Mit dem Erasmus+ Programm will die Europäische Union zu mehr sozialem Zusammenhalt, zur Innovationsförderung sowie zur Stärkung der europäischen Identität und des aktiven Bürgersinns beizutragen.
In diesem Workshop erhalten die Teilnehmerinnen Einblick in die in Methodensammlungen für die politische Bildung, die im Rahmen verschiedener EU-geförderter Projekte entstanden sind:
- PRACTICE (Preventing Radicalism through Critical Thinking Competences)
- Die Anti-Fakenews Plattform NOAF (No Alternative facts)
- MILES (Media and Information Literacy and pre-bunking approaches for critical thinking in the Education Sector)
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Es werden einzelne praktische Bausteine im Workshop erprobt!
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Am Ende des Bestellvorgangs erscheinen die Überweisungsdaten. Bei Problemen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Landesgeschäftsstelle, Oliver Krebs (okrebs [at] outlook.com).