Thema der Klausur: Marktversagen in der sozialen Marktwirtschaft

Aufgabenstellung:

  1. a) Analysiere den vorliegenden Artikel, indem du die Position des Autors zum Problem des Fluglärms und seine Argumentationsstruktur herausarbeitest. b) Erkläre am Beispiel des Flugverkehrs, inwiefern es sich hierbei um Marktversagen durch externe Effekte handelt und verdeutliche diese Form des Marktversagens mit einem weiteren Beispiel. (26 Punkte)
  2. Beschreibe, was man unter einem öffentlichen Gut versteht und stelle die Problematik öffentlicher Güter in einer Marktwirtschaft mithilfe eines Beispiels dar. (14 Punkte)
  3. Setze dich begründet mit der Meinung des Autors auseinander. (10 Punkte)

 TextgrundlageJutta Rippegather in der Frankfurter Rundschau vom 18.04.2012

Text:

Höchste Zeit, die Verkehrspolitik zu korrigieren

Schauen Sie mal in den Himmel. Ob in Frankfurt, Mainz oder der Wetterau: So gut wie immer und überall sind Kondensstreifen der Jets zu sehen. Und oft genug wird es richtig laut. Was da über unsere Köpfe hinwegdonnert, sind keineswegs immer Jets mit exotischen Zielen wie Thailand, USA oder Peru. Knapp 16 Prozent fliegen nach Berlin, Köln, Hannover.

Das Ziel jedes sechsten in Rhein-Main startenden und landenden Passagierflugs wäre innerhalb von maximal vier Stunden per Zug vom Frankfurter Hauptbahnhof erreichbar, sagt die Bundesregierung. Und bestätigt, was die Gegner des Flughafenausbaus seit Jahren behaupten: Ohne Inlandsflüge hätten die Menschen in der Region wesentlich mehr Ruhe. Auch der Effekt der Zeitersparnis hält sich bei Inlandsflügen in Grenzen. Doch oft sind sie billiger als das Zugticket – obwohl der Energieverbrauch im Vergleich zur Bahn um das Vierfache höher liegt. Pervers.

Der Krach am Himmel ist Ergebnis einer verfehlten Verkehrspolitik. Es ist höchste Zeit, sie zu korrigieren. Fliegen ist oft zu günstig, als dass sich Verbraucher nach Alternativen umschauen. Und es macht Spaß, die Erde von oben zu betrachten.

Den Menschen da unten macht es keine Freude, wenn der nächste Jet über ihr Dach brettert. Sie sind aufgebracht, verzweifelt, fühlen sich in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr wohl. Sie fürchten um ihre Gesundheit und die ihrer Kinder. Und es ist verständlich, dass sie zurückschlagen, die einzige Plattform nutzen, die ihnen ermöglicht, ihren Ärger hinauszuschreien: die Montagsdemonstration im Terminal 1.

Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts1 hat nichts an der Lage geändert: Die Menschen sind wütend, fühlen sich von der Politik verschaukelt. Ruhe werden sie nicht bekommen, solange der Rhein-Main-Airport weiter boomt. Da nutzen auch die größten Bemühungen um Verlagerungen der Flugrouten nichts.

In der Verkehrspolitik läuft grundsätzlich etwas verkehrt. Subventionen für die Luftfahrt gehören abgeschafft, viele deutsche Städte vom Flugplan als Ziel gestrichen. Nur weniger Starts und Landungen bringen Entlastung. Und die braucht die Region.